Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz - Mock

Statement von Birgit Mock (Bonn), Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins und Koordinatorin des Projekts „Mentoringprogramm für Frauen“, im Pressegespräch „Studie Frauen in Leitungspositionen“ zur Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 12. März 2019 in Lingen

Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Medien, 

das Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ des Hildegardis-Vereins ist das zentrale Umsetzungsprojekt der Trierer Erklärung von 2013, von der Bischof Bode gerade gesprochen hat. 

Als Hildegardis-Verein sind wir der älteste Verein zur Förderung von Frauenstudien in Deutschland. Wir sind 2013 auf die Bischofskonferenz zugegangen mit dem Angebot, ein Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Führung zu entwickeln. Wir hatten langjährige Erfahrung in der Konzeption von innovativen Mentoring-Programmen – und – wir sind spezialisiert auf akademische Frauenförderung. 

Wir haben ein Konzept erarbeitet. Wir haben mit vielen Bistümern vorab Kontakt aufgenommen und in der Programm-Anlage ihre Bedarfe bestmöglich berücksichtigt. Wir haben diese Zwischenphasen immer wieder in der Frauenkommission vorgestellt und Rückmeldungen eingearbeitet. Und so konnten wir gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz das deutschlandweit erste (und unseren Informationen nach weltweit erste) und bislang einzige Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Führungspositionen der katholischen Kirche beginnen. Wir nennen es „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“. Denn Mentoring wirkt immer systemisch. Mit diesem Programm haben die beteiligten Bistümer einen kulturellen Veränderungsprozess zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung eingeleitet. 

Der erste Mentoring-Durchgang mit 2 Tandemgruppen und 40 weiblichen Nachwuchskräften begann im Sommer 2016. Im zweiten Mentoring-Durchgang mit 3 Tandemgruppen und 56 weiblichen Nachwuchskräften befinden wir uns aktuell. Er wird im Sommer 2020 abgeschlossen sein. Bis dahin haben an die 100 weibliche Nachwuchskräfte aus 23 Diözesen und katholischen Hilfswerken an dem Mentoring teilgenommen. 

Und den dritten Durchgang – das können wir heute ankündigen – werden wir in Zusammenarbeit mit der Bischofskonferenz im Sommer 2020 starten. Wieder mit 40 Tandem-Plätzen. 

Für jede Nachwuchskraft (Mentee) gewinnen wir im Programm eine erfahrene Führungspersönlichkeit (Frauen und Männer), die die Mentee für die Dauer eines Jahres begleitet und sie auf die Leitungsaufgaben vorbereitet. Die Mentorinnen und Mentoren lassen die Mentees an ihren Lebens- und Berufserfahrungen teilhaben, geben Einblicke in ihren herausfordernden Arbeitsalltag als Führungskraft und öffnen ihre Netzwerke. 

Mit Erfolg: Mentoring wirkt mittelfristig. Gleichwohl stehen viele unserer Mentees bereits heute in einer größeren Führungsverantwortung. Andere Frauen haben ihren fachlichen Einflussbereich vergrößert. Wir werden in Kürze konkrete Zahlen dazu erheben. 

Das Mentoring fördert die Frauen und die Kirche: 

Die beteiligten Frauen melden über das Programm in ihren Bistümern Führungsinteresse an, werden sichtbar. Sie befassen sich intensiv mit Führungsvorbildern, Führungsqualitäten und Führungsmodellen. Wir nutzen im Programm die Chance zur Selbstreflexion sehr intensiv. 

In den Tandemgesprächen kommen die vielfältigen Orte von Führung zur Sprache, die wir in der Kirche haben, auf pastoraler Ebene und in den Ordinariaten, viele davon sind noch zu wenig bekannt. Und in einem sogenannten Mentee-Projekt erproben die Frauen sehr praktisch ihr Führungshandeln. Viele dieser Praxis-Projekte zeugen von großer Innovationskraft und sind von unmittelbarem Nutzen für die Organisation. 

Damit bin ich bei der Kirche. Sie begründet in dem Programm einen Pool von qualifizierten Nachwuchskräften in einer Zeit des Fachkräftemangels. Das Programm trägt zu einer pluralistischen Organisationskultur bei, die Vielfalt schätzt. Das erleben wir insbesondere durch die männlichen Mentoren, die am Ende des Mentoring- Jahres selbst zu Botschaftern einer geschlechtergerechten Führungskultur geworden sind. 

Das Mentoring ist in vielerlei Hinsicht einzigartig – und damit komme ich zum Schluss: 

1. Beginnen möchte ich mit Worten von Kardinal Marx – die er bei der Bischofssynode im Oktober 2018 in Rom gesprochen hat: Das „Mentoring-Programm für Frauen in der Kirche (Hildegardis-Verein gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz) hat die Vielfalt an Leitungsaufgaben in der Kirche deutlich gemacht und fast 100 Frauen auf eine Führungsaufgabe in der Kirche vorbereitet“. 

2. Das Mentoring setzt bistumsübergreifend an. 

3. Es bindet alle beteiligten Partner in die Weiterentwicklung und in die Steuerung ein. Damit übernehmen wir gemeinsam die Verantwortung für das Programm. Das ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns. 

4. Aus der Steuerungsgruppe hat sich ein regelmäßiges, deutschlandweites Forum entwickelt für den Austausch von innovativen Personalentwicklungskonzepten zur Förderung von Frauen in der Kirche. 

5. Das Mentoring-Programm findet große Resonanz. Die Zahl der teilnehmenden Bistümer und Organisationen ist seit Beginn des Programms kontinuierlich gewachsen. 

6. Dank einer Förderung des Bonifatiuswerkes nehmen auch Bistümer in Diasporaregionen teil, was uns besonders freut. 

7. Das Mentoring wirkt systemisch, kulturell und nachhaltig. Es fördert die teilnehmenden Frauen und verändert das Gesicht der Kirche. 

Wir sind über das Mentoring international vernetzt und erleben das Interesse, es als Modell in andere Länder zu übertragen.

Zurück